Zentrum SCHWABYLON

„Schwabylon“ München
Einkaufs- und Freizeitzentrum, 1973
Architekt Justus Dahinden
Under Construction, 1973
Plattencover „The Sound of Munich“
der Band Merricks mit dem
„Schwabylon“-Komplex
Ausstellung Münchner Stadtmuseum, 2021

Über das Schwabylon

Am 8. November 1973 eröffnete der Augsburger Multimillionär Otto Schnitzenbaumer (†2012) im nördlichen Teil Schwabings, München, ein Freizeit- und Einkaufszentrum, dessen Ausmaße und visionären Ideen alle bisher bekannten Dimensionen sprengten. 156 Millionen Mark flossen in das gigantische Bauprojekt, kofinanziert durch die Hessische Landesbank und 5.500 Kleinanleger. Der Gesamtkomplex erstreckte sich auf über 50.000 Quadratmeter Nutzungsfläche und beherbergte neben dem eigentlichen „Schwabylon“ ein Hotel, einen Nachtclub mit schwimmenden Haien und hunderte Büros und Appartementwohnungen.

Doch so schnell wie die Träume vom Bau einer utopischen Zukunftsstadt realisiert wurden, so schnell platzten sie auch wieder, zerschmettert durch die schiere Schwerkraft ihrer eigenen Ambitionen. Nur 14 Monate nach der Eröffnung war Schwabylon bereits dem Untergang geweiht und zog damit einen der größten Finanz- und Politikskandale seiner Zeit nach sich, an dessen Ende der damalige hessische Ministerpräsident Albert Osswald zum Rücktritt gezwungen wurde („Heleba-Skandal“). Vier Jahre später begann der Abriss Schwabylons.

„In Anbetracht der futuristischen Bilder vergangener Tage vermag man selbst heute noch ins Staunen geraten, erblickt man zum ersten Mal die aufgehende Sonne auf der Fassade des Schwabylons, das in knalligen Farben und wagemutiger Architektur einen Aufbruch in eine bessere Welt zelebrieren wollte.“

DER Kollektor

Das spektakuläre Gebäude wurde vom Schweizer Architekten Justus Dahinden als Rückzugsort einer klassenlosen Gesellschaft entworfen und sollte nach den Ideen Schnitzenbaumers „dem modernen Menschen einen künstlichen Lebensraum bieten, sowie Freizeit als ungebundene Gesamtaktivität und schöpferisches Tun ermöglichen.“ Die fensterlose Stufenpyramide erschloss man sich im Innern nicht über Treppen, sondern über Rampen, die zu 96 Ladengeschäften, 12 Restaurants, einem Spielkasino, einem Kino, einem unterirdischen Schwimmbad, einer römischen Therme, Sauna, Solarium, Biergarten, einer Eiskunstlaufhalle und weiteren Kuriositäten, wie einem „Oben-ohne“-Friseur führten. Nur noch wenige Innenaufnahmen des „Pop-Bunkers“ sind erhalten. Rainer Werner Fassbinder drehte dort u. a. einige Szenen für seinen Film „Faustrecht der Freiheit“.

Die Bevölkerung konnte mit dieser Monstrosität eines Bauwerks jedoch nichts anfangen, geschweige mit den kühnen Gedanken ihrer Macher. Die Gäste blieben aus. Kritiker verschrien den Ort als dekadenten Kommerz- und Lusttempel. Otto Schnitzenbaumer, der u. a. als größter Landmaschinenhändler der damaligen Bundesrepublik galt, hatte sich verkalkuliert. Innerhalb kürzester Zeit wurde das Einkaufsparadies zum Alptraum seiner Investoren. Ende 1974 musste den verbliebenen sechs Ladenbesitzern gekündigt werden. 1979 wurde das Schwabylon dem Erdboden gleichgemacht.

„Und so könnte man meinen, dass hier die Geschichte Schwabylons ihr Ende nimmt. Aber weit gefehlt. Seltsame Dinge passieren seit jeher an diesem Ort. Es mag seiner Vergangenheit geschuldet sein, dass sich genau hier – im Zentrum Schwabylons – nur Jahrzehnte später, eine der größten Tragödien abspielen sollte, die diese Stadt je gesehen hat. Denn etwas hat dort überlebt…“

DER KOLLEKTOR
„Leuchtturm Schwabylon“
Architekt Ernst Barth
Luftröhren Schwabylons
Demo, Wider das Vergessen, Juni 2021

DIE LEGENDE DES TAUBENKÖNIGS

Leuchtturm Schwabylon x Funkhaus Schwabylon

Bis tief in den Boden graben sich die Wurzeln des untergegangenen Schwabylons noch heute. Seine Keller und Tiefgaragen verwahrten sich ihrer Zerstörung. Wer sich heute an diese mystischen Orte traut, spürt immer noch den schwachen Puls Schwabylons vibrieren, als seien es die letzten Herzschläge eines lebenden Toten, auferstanden aus Ruinen. Noch immer ragen die Überbleibsel des unterirdischen Schwimmbads aus dem Boden. Wie gewaltige Mahnmale schießen die Rohre durch die Pflastersteine der Parkplätze, kämpfen sich in die Höhe, als müssten sie nach Luft schnappen und bräuchten Platz zum Atmen. Wer hier vorbeiläuft, spürt den kalten Hauch alter Zeiten in seinem Nacken, als stünde der Geist Schwabylons persönlich hinter einem. Wer die Ohren spitzt, mag aus den Tiefen der Rohre gar ein schwaches Brummen vernehmen, ein Röcheln, ein Flüstern, ein Echo aus der Vergangenheit.

Und blickt man auf bis in den Himmel, ragt einem oberhalb der Keller noch etwas anderes entgegen. Die letzten Überlebenden Schwabylons. Wie Monster stehen sie dort. Aus Beton und reinstem Gigantismus gebaut. Die legendären Schwabylon-Hochhäuser von Ernst Barth. Mit ihrem sagenumwobenen Leuchtturm in der Mitte, dessen Präsenz den ganzen Ort in eine mystische Atmosphäre hüllt. Als würde er einen ständig beobachten. Fraglich, ob er Gutes oder Böses dabei im Schilde führt. Ein Leuchtturm, der nur von Eingeweihten so genannt wird. Denn seit den schrecklichen Ereignissen, die sich dort abspielten, erlosch sein Licht für immer. Seit die Legende des Taubenkönigs hier ihren Ursprung nahm.

Vieles ist nicht bekannt über die wahren Hintergründe der Geschehnisse, die die ganze Stadt in Atem hielten. Vieles blieb versteckt, vergraben, wie es der Ort Schwabylon schon immer gerne tat. Nur durch den unermüdlichen Einsatz des Kollektors, ein Münchner Privatier und Kunstsammler, der seit jeher exquisite Kontakte in die Münchner Untergrundszene pflegt, gerieten überhaupt Teile der wahren Story an die Öffentlichkeit. Ominöse Verkündungen, vergessene Gedichte, rätselhafte Bilder. Fragmente, die einen komplett neuen Blickwinkel auf die Taten ermöglichen. Eine steigende Zahl von Followern machte sich auf den Weg, der Geschichte des Taubenkönigs zu folgen. „Eine Kraft, die genutzt werden müsse“, so der Kollektor. Und weiter:

„Deshalb wollte ich einen Ort schaffen, einen virtuellen Ort, an dem wir gemeinsam die wahren Hintergründe des Taubenkönigs aufdecken können, an dem wir diskutieren und Beweise sammeln. Damit endlich die ganze Wahrheit über den Taubenkönig ans Licht kommt. Und einen Ort, von dem wir den Leuchtturm im Auge behalten, weit genug weg zu unserer eigenen Sicherheit, aber nah genug, um zu bemerken, wenn er erwacht. Damit wir rechtzeitig erkennen können, ob es sich um ein schlafendes Ungeheuer oder eine schlafende Schönheit handelt. Ich lade hiermit alle ein, mir bei meinen Erkundungen zu folgen. Es mag ein Abenteuer werden, es mag mit Risiko behaftet sein. Aber eines kann ich allen Beteiligten versprechen: Es wird ein Spektakel werden, bar jeder Langeweile. DAS HIER ist der richtige Ort zur richtigen Zeit!“

„Willkommen im Funkhaus SCHWABYLON!“

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Quellen:

https://www.sueddeutsche.de/muenchen/muenchen-schwabylon-architektur-staedtebau-1.4493597

https://www.spiegel.de/politik/unterm-dach-a-9b863a81-0002-0001-0000-000043278737?context=issue

https://www.br.de/radio/bayern2/die-ruinenbaumeister-verwehte-luftschloesser-und-zerstoerte-traeume100.html

https://www.intervox-pr.de/wp-content/uploads/2021/03/12-2020-VO_Inhalt_Schwabylon.pdf

https://de.wikipedia.org/wiki/Schwabylon

https://www.muenchner-stadtmuseum.de/

https://www.fassbinderfoundation.de/